FIT-L (P50) R3 – Fit für den Lehrerberuf?! (Praktikum)
FIT-L (P50) ergänzt den Fragebogen FIT-L (R) (Fit für den Lehrerberuf?!, Faust, Schaarschmidt & Fischer 2016), der vor allem für Abiturienten konzipiert ist, die sich in Bezug auf ihre Eignung für den Lehrerberuf prüfen wollen. FIT-L (P50) baut auf dem gleichen Konzept auf, ist aber ein eigenständiges Verfahren. Es bietet Studierenden des Lehramtes sowie Referendarinnen und Referendaren die Möglichkeit, auf der Grundlage der im Schulpraktikum bzw. im Unterricht gewonnenen Erfahrungen gründlicher über ihre persönlichen Voraussetzungen für den Lehrerberuf nachzudenken und Anregungen für gezielte Entwicklungsbemühungen zu erhalten.
Es werden Einschätzungen zu 10 Merkmalen verlangt, die sich nach vier Bereichen gliedern lassen:
(A) Psychische Stabilität (Merkmale 1 & 2)
- Selbstvertrauen und offensives Herangehen (Zuversicht, die beruflichen Aufgaben bewältigen zu können, offensive Problembewältigung)
- Psychische Belastbarkeit (Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Widerstandskraft gegenüber belastenden Bedingungen)
(B) Sozial-kommunikative Kompetenz (Merkmale 3–5)
- Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit (Kontaktfreudigkeit, Gewandtheit und Sicherheit im Gespräch)
- Fähigkeit zur Selbstbehauptung und Durchsetzung (Selbstbehauptung, Vertreten des eigenen Standpunktes auch gegen Widerstand)
- Sensibilität und Empathie (Fähigkeit zur Empathie, Verständnis für andere, Rücksichtnahme)
(C) Motivation und Motivierungsfähigkeit (Merkmale 6–8)
- Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstreflexion (über das eigene Verhalten nachdenken, sich Anregungen für persönliche Entwicklung holen)
- Freude am Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen (Spaß am Unterrichten und der außerunterrichtlichen Arbeit, Zuwendung und Geduld im Umgang mit Schülerinnen und Schülern)
- Motivierungsfähigkeit (die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler gewinnen sowie Interesse und Lernmotivation wecken können)
(D) Grundlegende instrumentelle Fähigkeiten (Merkmale 9 & 10)
- Belastbarkeit der Stimme (zuverlässige und ausdauernde Stimme, Fähigkeit, sich Gehör zu verschaffen)
- Fähigkeit zum rationellen Arbeiten (Fähigkeit, die Aufgaben zu koordinieren und die Arbeitszeit planvoll und effektiv zu nutzen)
Bei der Auswahl der Merkmale wurde deren Eignungsrelevanz für den Lehrerberuf berücksichtigt (vgl. die einschlägigen Anforderungsanalysen bei Herlt & Schaarschmidt, 2007). Daneben sollte es sich vorrangig um solche persönlichen Merkmale handeln, die nicht durch Seminare und Vorlesungen im Studium ausgebildet werden (wie z. B. fachliches Wissen oder didaktisches Können), aber – wenn auch nicht unbegrenzt – über Rückmeldung und gezieltes Üben weiter entwickelbar sind. Und schließlich sollten sie im Schulpraktikum deutlicher zum Ausdruck kommen und damit im Anschluss in ihrer Ausprägung beurteilt werden können.
Jedes Merkmal ist mit 5 Items belegt. Die Items werden gruppiert nach den 10 Merkmalen vorgegeben. Bevor die Einschätzung vorzunehmen ist, wird in knappen Sätzen in die Anforderungsrelevanz des jeweiligen Merkmals eingeführt. Auf diese Weise soll das Nachdenken über die persönlichen Voraussetzungen für den Beruf noch stärker angeregt werden.
Die Einschätzungen erfolgen aus zwei Perspektiven: Erfasst werden die Selbsteinschätzung (SE) der/des Studierenden (bzw. der Referendarin/des Referendars) und (bis zu zwei) Fremdeinschätzungen (FE) durch den/die Mentor/in und eine/n weitere/n Betreuerin/Betreuer. Selbst- und Fremdeinschätzungen liegen (mit jeweils angepassten Formulierungen) die gleichen Items zugrunde. Die Inneren Konsistenzen der Skalen der Selbsteinschätzung (Cronbachs Alpha) liegen zwischen ,66 und ,89.
Die Bearbeitung erfolgt anonym. Die Zuordnung der Selbst- und Fremdbeurteilung wird durch Personencodes gewährleistet. Die Fremdeinschätzer/innen können ausschließlich ihre Beurteilungen einsehen; die Selbsteinschätzer/innen finden die Ergebnisse der Fremdeinschätzungen in ihrem Bericht, sobald diese abgegeben wurden. Es werden keine Daten gespeichert, die eine Zuordnung der Ergebnisse zu konkreten Personen zulassen.
Die Ergebnisse von Selbst- und Fremdeinschätzungen werden unmittelbar nach der Bearbeitung in Form von Profildarstellungen über die 10 Merkmale (im Rohwertvergleich) zurückgemeldet. Das Profil der Selbsteinschätzung kann darüber hinaus mit den Ergebnissen von 321 Lehramtsstudierenden über Normwerte (Stanine) verglichen werden. Die graphischen Darstellungen werden durch erklärende Texte ergänzt.
Nachdem die Selbst- und Fremdeinschätzung vorliegen, sollte die/der Studierende das Gespräch mit den Personen suchen, die Fremdeinschätzungen vorgenommen haben. Hier kommt es dann darauf an, Selbst- und Fremdurteil(e) gegenüberzustellen und abzugleichen, mögliche Gründe für abweichende Urteile zu erörtern und vor allem in gemeinsamen Überlegungen Schlussfolgerungen für weitere Entwicklungsschritte abzuleiten.